Dienstag, 25. März 2014

Kommentar 35 - Bilanz einer Odyssee zu den Quellen der Weisheit


Es ist an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Immerhin ist Ausgewuchtet nun schon beinahe ein halbes Jahr online. Und der Skandal um meinen gelöschten Post hat nochmal eindrücklich die Vergänglichkeit des Mediums Weblog ins Gedächtnis gerufen. Ohnehin macht es den Eindruck, als würde in diesen Tagen überall irgendwie Bilanz gezogen, was vielleicht am Frühlingswetter liegt, möglicherweise aber auch nur daran, dass ich das bloß behaupte.


Die Bundesregierung zieht ihre 100-Tage-Bilanz. Überraschendes Ergebnis: "Deutschland kommt voran".

Allenthalben wird Bilanz zum Verhalten „des Westens“ in der Russland- / bzw. Krimfrage gezogen. Die Palette reicht von „alles richtig gemacht und Putin ist schuld“ bis hin zu „alles falsch gemacht und Putin kann überhaupt gar nix dafür“. Natürlich gibt es auch ausgewogenere Meinungen, aber die sind langweilig.

Bei RationallySpeaking wird ebenfalls Bilanz gezogen, weil Massimo Pigliucci den Blog dichtmacht, um einen neuen Blog aufzumachen, der sich nun Scientia Salon nennt. Abgesehen davon, dass das Design des alten Blogs gruselig ans Web 1.0 erinnert hat, und ich den neuen Titel irgendwie uncool finde, verstehe ich diesen Schritt auch deshalb nicht so ganz, weil es in dem alten Blog immer so schön hoch her ging.

Johannes Kreidler zieht auf seinem Blog Kulturtechno Bilanz zum Neuen Konzeptualismus. Die Aufzählung von Materialbeschaffungsalgorithmen läßt meinen Verdacht wieder aufleben, dass der Neue Konzeptualismus eigentlich nur ein Materialfortschritts-Ismus auf höherer Ebene ist. Jedenfalls bleibt die Frage offen, wie aus dem Wust von Tönen denn nun ein Stück Musik werden soll.

Parallel dazu will Frank Hilberg in den MusikTexten ebenfalls Bilanz zum Neuen Konzeptualismus ziehen. Aber irgendwie meine ich aus seinem Text herauslesen zu dürfen, dass er das nicht besonders objektiv oder gar wohlwollend machen wird.

Im Bad Blog of Musick wird auch Bilanz gezogen, in schönstem "equal goes it loose"-Englisch geht es um die Frage, ob Gergiev aufgrund seiner politischen Einstellungen denn nun Chef der Münchner Philharmoniker werden kann. Dabei sollte es doch eigentlich um die Frage gehen, ob Gergiev überhaupt ein guter Dirigent ist.

Und zu guter Letzt ziehe ich Bilanz: Es war ein aufregendes halbes Jahr hier im „Internet“. Es gab Höhen und Tiefen und auch Mitten. Unvergessen bleiben die vielen Stunden anregenden Youtube-Schauens von Verkehrsunfällen auf russischen Straßen von aktuellen Werken der Neuen Musik, die mich immer wieder inspiriert haben zu der Erkenntnis, dass es so auf gar keinen Fall weitergehen kann.